Frage einer Teamleiterin
Eine Mitarbeiterin hat sich bei meinem Chef über mich beschwert – an mir vorbei. Als mein Chef dann mit mir ein Gespräch geführt hat, hatte er bereits vollkommen die Sichtweise der Mitarbeiterin übernommen. Nun weiß ich nicht, wie ich damit umgehen soll.
Kurz zum Hintergrund: Vor einem halben Jahr habe ich die Projektleitung bzw. die Leitung des Teams übernommen, in dem ich selbst zuvor ca. acht Jahre Mitarbeiterin war. Es ist ein großes Team mit zwölf Mitarbeiter/innen. Mit den Mitarbeitern, die schon länger dabei sind, bin ich per Du, mit einer Mitarbeiterin bin ich auch privat befreundet. Mit den neueren Mitarbeitern bin ich per Sie. Zum Teil habe ich mit der Teamleitung auch Konflikte übernommen, die schon da nicht geklärt waren.
Meine Anregungen
Inhaltsübersicht:
Zunächst einmal: dass Ihre Mitarbeiterin sich an Ihren Chef gewendet hat, ohne vorher darüber mit Ihnen zu reden, ist nicht in Ordnung. Sie hat Sie damit übergangen bzw. ausgeschlossen und somit gegen ein wichtiges Systemgesetz verstoßen.
Für die Klärung des Konfliktes wäre es hilfreich, Sie könnten mit Ihrer Mitarbeiterin ein Gespräch führen, das von einer dritten Person moderiert wird. Sollte Ihrem Chef die Neutralität schwerfallen, gibt es vielleicht jemanden z. B. in Ihrer Personalabteilung oder der Arbeitnehmervertretung, der/die die Moderation übernehmen könnte. Wenn der Konflikt sehr eskaliert ist, kann es auch hilfreich sein, eine externe Mediatorin in Anspruch zu nehmen.
Wenn Sie aus dem Team heraus zur Teamleitung aufsteigen, also von der Kollegin zur Führungskraft werden, dann ist es äußerst wichtig, Ihre Rolle zu klären. Nur dann können Sie Ihr Rollenverständnis auch Ihren Mitarbeiter/innen vermitteln – und als Führungskraft akzeptiert werden.
Doch als Erstes sollten den Konflikt mit Ihrem Chef klären. Denn auch er hat sich nicht korrekt verhalten. Er hätte sich besser direkt mit Ihnen und Ihrer Mitarbeiterin an einen Tisch gesetzt, um sich beide Sichtweisen anzuhören. So allerdings bestätigt er durch sein Verhalten die Mitarbeiterin in ihrer Vorgehensweise und verstärkt damit Ihr Übergangen- bzw. Ausgeschlossen-Werden. Ihre Position als Führungskraft wird dadurch geschwächt. Sie können nur dann gut führen, wenn Ihre Führungskraft hinter Ihnen steht. Das sollten Sie mit Ihrem Chef klären. Sollten Sie sich hier unsicher fühlen, wiederhole ich den Vorschlag von oben: Vielleicht gibt es in Ihrem Unternehmen jemanden, der/die dieses Gespräch moderieren könnte. Aber begehen Sie nicht denselben Fehler wie Ihre Mitarbeiterin und übergehen Ihren Chef! Sprechen Sie zuerst mit ihm und sagen ihm, dass Sie sich eine Moderation wünschen.
Fragen Sie sich, was Ihr Anteil an dem Konflikt mit Ihrer Mitarbeiterin sein kann:
Und reflektieren Sie auch grundsätzlich Ihr Führungsverhalten:
Ein begleitendes Coaching könnte Ihnen die Reflexion erleichtern.
Korina Schulz
Korina Schulz Coaching - Mediation